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Anfang der 80er Jahren sahen viele multinationale Unternehmen sich durch die Überbewertung des US-Dollar gezwungen, ihre Offshore-Tätigkeiten zu erhöhen, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Aus Kostendruck wurden vor allem im Bereich der Produktion Firmen in Niedriglohnländern als Offshore-Vertragspartner gewählt. So konnte der heimische Markt, v.a. von US-amerikanischen Unternehmen, preisgünstiger beliefert, aber ebenso der Export der Güter in andere ausländische Märte kostenreduziert umgesetzt werden. Während der Fertigungssektor in den US 1950 noch 34% der Arbeiter einen Arbeitsplatz gewährleisten konnte, waren es 1980 nur noch 12%. Darüber hinaus nahm die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen in entwickelten Industrienationen durch die hohen Gehälter in den 80er Jahren zunehmend ab und Offshore-Prozesse gewannen mehr und mehr an Interesse, da z.B. in Japan Personal und Automatisierung günstiger zu beschaffen waren.12
Noch radikaler zeigte sich die Tendenz zwischen den Jahren 2000 und 2003: Durch Offshore-Entscheidungen und den daran geknüpften globalen Wettbewerb gingen mehr als 2 Millionen Arbeitsplätze verloren. Seitdem wird Offshoring unter dem Gesichtspunkt von Arbeitsplatzverlusten auch in Deutschland zunehmend kritisch diskutiert. Durch die Entwicklung neuer Technologien ist davon heute auch nicht mehr nur der Fertigungssektor betroffen. Auch Dienstleistungstätigkeiten, die früher als hauptsächlich ortsgebunden galten, können heute über weite Entfernungen hinweg übernommen werden. Die fortschreitende Verbesserung sprachlicher und technischer Fähigkeiten auf dem ausländischen Arbeitsmarkt bietet Möglichkeiten, Outsourcing-Projekte zunehmend in große geografische Distanz zu verlagern.
So konnten ganze Bereiche wie z.B. die Softwareindustrie in Indien, Israel oder Irland von der Tendenz zur Globalisierung profitieren. Relativ neu ist dementsprechend auch der aus den Offshore-Tätigkeiten resultierende Industriezweig im jeweiligen Offshore-Partnerland und eine Vielzahl von Software-Anbieterfirmen in den genannten Ländern sind erst in den späten 70er und frühen 80er Jahren gegründet worden.
Weil im Anbieter-Land die Nachfrage nach Softwareprodukten und dazugehörigen Dienstleitungen ebenso wie die Beschäftigungschancen gering waren, gingen viele der gut ausgebildeten Fachkräfte ins Ausland, vor allem in die USA. Außerdem wurde den Anbieter-Unternehmen von ausländischen Kunden damals nach wenig Vertrauen in deren Leistungsfähigkeit entgegen gebracht13, bis diese Unternehmen sich zunehmend besser auf Kundenbedürfnisse einstellten.
Einen deutlichen Aufschwung erlebte z.B. die indische Softwareindustrie dann Anfang der 90er Jahre, als IT-Dienstleistungen und qualifiziertes Personal plötzlich stark angefragt wurden, zumal immer mehr englischsprachige Fachkräfte ihr Studium in Indien abschlossen. 1999 wurde Indiens monopolistisches Telekommunikationssystem reformiert und wandelte sich zu einem marktgerechten Modell 14 und so hatten auch private Anbieter die Chance, sich auf dem Markt zu etablieren. Die Qualität konnte sich verbessern und die Kosten sanken. Das neue Potential Indiens und anderer Entwicklungsländer wurden von den Industrienationen erkannt und ausgeschöpft: Günstiges, englischsprachiges Personal konnte für IT-Projekte im Offshore-Prinzip genutzt werden, ohne dass Fachkräfte auswandern und im anfragenden Unternehmen beschäftigt werden mussten.
Dass Offshoring heute ein international anerkanntes und erfolgreiches Vorgehen ist, hat viele Gründe. Im Laufe der Zeit haben sich eine Vielzahl von Kunden mit der Möglichkeit des Offshoring auseinander gesetzt, Erfahrungen mit der Leistungsauslagerung konnten gemacht und Kosteineinsparungen umgesetzt werden.
Auch die Infrastruktur und die Technologien der Offshore-Länder haben sich stark verbessert, sodass Offshoring-Verträge sich leichter realisieren lassen. Nicht nur wie bisher der Fertigungsbereich, sondern auch (digitalisierbare) Dienstleistungen können durch die stetige Fortentwicklung von günstigen und sicheren globalen Kommunikationsnetzwerken ausgelagert werden. Nachgefragt und angeboten werden nun auch Tätigkeiten wie die Dokumentenarchivierung, die sich durch moderne, leistungsstarke und preisgünstige Scannertechnologie in Offshore-Prozessen umsetzen lässt. Neben der Softwareentwicklung werden auch Bereiche wie Produktionsplanung und pharmazeutische Forschung für Offshore-Entscheidungen interessant.
Die genannten Entwicklungen führen dazu, dass im IT-Service-Bereich heute die Nachfrage nach Offshore-Services vor allem aus Indien rapide ansteigt und Indien sich zu einer der größten Volkswirtschaften weltweit entwickeln konnte.
12 Vgl. Kamarker, S. 101.
13 Vgl. Ethiraj, S. 30.
14 Vgl. Dossani, Kenney, S. 17