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Nachlese 14. St. Galler Management-Kongress 2016

Digitale Konsequenzen und Chancen von Industrie 4.0

Die Thematik Digitalisierung – Handlungsbedarf und Konsequenzen bestehender Geschäftsmodelle – wurde dem rund 120-köpfigen Auditorium im ehrwürdigen Sitzungssaal der Staatskanzlei des Kantons nähergebracht und in einen Video-Livestream transformiert – ein analoges und digitales Kontrastprogramm.

Der Aufsichtsratsvorsitzende und Mehrheitseigentümer der Leica Camera AG, Dr. Andreas Kaufmann, lieferte Belege, an welchen Stellen einstige Leader wie Kodak falsche Weichen stellten. Mit Blick auf das Wesentliche ist es ihm gelungen, die Marke Leica mit ihren analogen Wurzeln und digitalem Fortschritt zu verknüpfen und wieder zum Erfolg zu führen.

Dr. Lea Sonderegger von der Daniel Swarovski Corporation zeigte begeistert, wie sie durch Justieren des Vetriebsmodells und Synchronisieren des Webshops mit den Stores den Wandel im Digital Business Center meisterte. Omni-Channel lebt bei Swarovski, was die SGBS-Dozentin aus dem «FF» (Faszination und Fakten) überzeugend darstellte. Der Kunde wählt digital Produkte aus, aber will sie weiterhin in Stores hautnah spüren. Store-Partner profitieren auch dann von ihren Beratungsleistungen, wenn der Kunde nach der «Anprobe» im Onlineshop bestellt.

Dr. Marc Holitscher, Microsoft Schweiz GmbH, führte das Auditorium zu Arbeitsplätzen jenseits von Büros, die wie Käfige in einer starren Organisation eingebettet sind. Er zeigte, wie Microsoft mit autonomen, vernetzten Denk- und Werkplätzen in die Zukunft weisende Gegenpole gesetzt hat und sich als Spezialisten für ‹Digital Transformation› weiterentwickelt.

Silodenken, unklare Informationen und unorganisierte Prozesse sind drei Gründe, welche den Eintritt in die digitale Welt bei vielen Firmen hemmen, so nahezu übereinstimmend Christian Malik und Michael Beckmann. Malik ist junger wendiger Gründer und Geschäftsführer der E-Commerce Agentur dotSource GmbH – ein 10 Jahre junges «Schnellboot-Startup». Er beleuchtete, warum es in manchen Unternehmen bei der digitalen Transformation klemmt. Je etablierter, eingesessener und konservativer Führungskräfte sind, desto anspruchsvoller der Change Prozess, so die durch lebhafte Beispiele untermauerte Formel.

Beckmann berichtete in Englisch aus drei Jahrzehnten Wandlung im Handelsgeschäft. Der Inhaber der The Alternative Board Deutschland, Region Hochtaunuskreis, erinnerte daran, dass Unternehmer vor komplexen Aufgaben stehen und kaum Zeit bleibt, sich essentielle Fragen zu beantworten: Wo stehe ich? Was sind die Hebel für Profitabilität? Welche Kompetenzen sind künftig nötig? Und wie steht es um die wichtigste Ressource: um meine Lebensqualität? Wichtig: Entschleunigung. Am Beispiel des immer schnelleren Errechnens, Speicherns und Verwertens von DNA-Daten brachte Dr. Volkmar Weckesser, CIO der Centogene AG, das Auditorium zum Nachdenken, was der Umgang mit sensiblen, persönlichen Daten betrifft. Wie nutzen zum Beispiel Krankenversicherungen diese Daten und wie beeinflussen DNA-Fehler die Beiträge der Versicherten? Big Data steht nicht mehr vor der Tür, sondern hat seinen Fuss in unseren privaten Lebensraum gesetzt. Dass hier ethische Fragen aufkommen liegt nah und bereicherte auch aus dieser Perspektive das Kongressprogramm.

„Wir helfen Ihnen dabei, alle Mitarbeiter Ihrer Firma zu erreichen und zu vernetzen. Ihre Mitarbeiter benötigen weder Firmen-E-Mail noch Handynummer.“, so die zentrale Botschaft der Beekeper AG. Fragen warf Markus Portners Vortrag auf, der zeigte, wie Beekeper mit seiner App-Idee sämtliche Mitarbeiter einer internationalen Hotelkette weltweit jederzeit erreichbar sind. Das Schwarze Brett könnte damit der Vergangenheit angehören – gäbe es keine arbeitsrechtlichen Hürden …

Zum vielfältigen Themenreigen zählte der Einblick in die digitalisierte Produktionsstätte der Attocube systems/WITTENSTEIN AG. Ein Unternehmen, das auf elektromechanische Antriebssysteme spezialisiert ist. Beeindruckende Aussage des Nanotechnologen Dr. Dirk Haft: Heute kann man über IP-Adressen theoretisch jedes Sandkorn codieren und digital nutzen. Ein kompaktes, preiswertes Trackingsystem macht es künftig möglich, jeden Gegenstand und jede Person per GPS live bis auf wenige Zentimeter genau zu verorten.

Alles in Allem: Unter der Leitung von Herrn Dr. Christian Abegglen, Präsident des Verwaltungsrates der SGBS, und der Moderation von Herrn Ernst Wyrsch, Dipl. Hotelier SHV/VDH, SGBS-Dozent, lieferten die hochkarätigen Praktiker aus einem hervorragenden Branchen-Mix wertvolle Einblicke in die sich wandelnden Herausforderungen.

Fazit: Wer es heute versäumt, die Geschäftsmodelle nach der digitalen Welt auszurichten, wird morgen die Konsequenzen (er)tragen müssen.

Hans-Peter Förster, Corporate Wording® Begründer
Andreas Förster, Corporate Wording® Partner

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