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„Milliarden Deal: US-Konzern übernimmt AR-Packaging“[1]
Diese Pressemeldung ist in der europäische Faltschachtelindustrie der nächste Paukenschlag und zeigt sehr deutlich die extremen Marktkonsolidierungen auf, bedeutet, dass die „Shake-Out“-Phase[2] und der Kampf um relative Marktanteile im vollen Gange ist (siehe Kapitel 1.1 Problemstellung). Die mittelständisch geprägte Faltschachtelindustrie befindet sich seit Jahren in einem wettbewerbsintensiven multi-optionalen Markt. Nahezu alle produzierenden Betriebe gleichen sich in der Art der Kundenansprache, der Produktionsausstattung sowie in der Organisation der Wertschöpfungsstufen[3]. Die Vergleichbarkeit der heutigen Erfolgspotenziale führt in den Unternehmen zu den klassischen Strategien im Verdrängungswettbewerb. Die Fokussierung auf rentable Kundengruppen und Aufträge wird der Auslastung des Maschinenparks untergeordnet, so dass Aufträge mit nicht auskömmlichen Umsatzrenditen die Maschinen belegen. Die Angleichung der Produkt- und Servicemerkmale unter den Marktteilnehmern führt zu einer geringen Wettbewerbsdifferenzierung. Die einkaufenden Unternehmen besitzen somit ein multioptionales Angebot und können die Beschaffungspreise vorteilhaft verhandeln. Viele Neuentwicklungen finden auf Ebene der Produktmerkmale (Konstruktion, Material, Veredelung, etc.) statt, können jedoch sehr schnell von den Wettbewerbern adaptiert werden und geraten so schnell wieder in einen klassischen Preiskampf. Diese Wettbewerbsintensität führt zu einer rasch fortschreitenden Konsolidierung. Verdrängung durch Zukäufe, um Marktanteile zu erhalten. Senkung der Verkaufspreise bis hin zu bewussten Dumping-Preisen, um den Mitbewerbern Marktanteile wegzunehmen. Diese Pressemeldungen im europäischen Faltschachtelmarkt verdeutlichen diesen Verdrängungskampf: „AR Packaging erwirbt Kroha“[4], „AR Packaging erwirbt RLC“[5], „RLC, „CD Kartondruck wird durch MPS gekauft“[6], „Westrock kauft Multi Packaging Solutions“[7],„Milliarden Deal: US-Konzern übernimmt AR-Packaging“.
Bergmann, Gerd, 2021
[2] Vgl. Wirtschaftslexikon24
[3] eigene Recherche - Überprüfung der Websites - FFI-Mitglieder
[4] AR Packaging Group, 2020
[5] Wessendorf, Ansgar, 2020
[6] Stockburger, Manfred, 2017]
[7]] Labels & Labeling, 2017
Der Materialanteil an der Kalkulationsstruktur ein klassischer Faltschachtel aus Karton & Wellpappe liegt durchschnittlich bei ca. 50 %. Bedingt durch diesen Materialanteil und die Anlagen-Intensität der Wertschöpfungsstufen, ist eine hohe Produktionseffizienz und Maschinenauslastung notwendig. Dies führt in den meisten Unternehmen dazu, dass ständig weitere Effizienzprogramme im Produktionsumfeld aufgelegt werden. Eine weiter Herausforderung sind die anlagenintensiven Produktionsstrukturen. Investitionen (Maschinenpark) in der Wertschöpfungskette bewegen sich häufig im 7-stelligen Euro-Betrag und bestimmen dadurch für einen langfristigen Zeitrahmen die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Daraus abgeleitet sind die heutigen Geschäftsmodelle auf das Produkt und die damit verbundene Wertschöpfungskette ausgerichtet. Dieses Geschäftsmodell mit dem Fokus auf Verkauf von Waren (Menge x Preis) wird in der Spirale aus Kostensenkung, Effizienzsteigerung und Auftragsgewinnung (Kapazitätsauslastung) zu wenig hinterfragt. Die Potenziale der vierten industriellen Revolution werden oft nur aus klassischer Sichtweise (siehe Abbildung 3) beleuchtet, d.h. das Streben nach Kostenführerschaft oder die Fokussierung auf eine Marktnische. Der Blick liegt oft auf der Automatisierung innerhalb der Produktionsumgebung, mit dem Ziel noch weiter die Produktionskosten zu senken.[1] Leider zahlen sich diese Aktivitäten nur für einen kleinen Kreis von Unternehmen aus. Der Großteil kann keine Wettbewerbsvorteile (Erhöhung des Kundennutzens, Kostenführerschaft) generieren und findet sich so häufig im Sumpf der Vergleichbarkeit (Abbildung 3) wieder. Die aufgeführten Herausforderungen zeigen deutlich, dass ein Optimieren in diesem gesättigten Marktumfeld nicht ausreichen wird. Gefragt sind neue Strategien für die Hebung zukünftiger Erfolgspotenziale (siehe Kapitel 3).
Vgl. Bouee, Charles-Edouard / Schaible, Stefan, 2015