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Ein typischer Prozess zur unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit besteht aus folgenden 6 Phasen:122
Abb. 12: Phasen eines generischen Collaborative Planning Prozesses123
1. Vereinbarung
In der Vereinbarung einer Collaborative Geschäftsbeziehung fließt das Ziel einer formalen Vereinbarung über die gemeinsame Art und Weise einer Zusammenarbeit ein. Vier Hauptthemen müssen dabei berücksichtigt werden:124 Engagement und Ergebnis, Planungshorizont, Zeithorizont der Collaboration und ein abgestimmtes Konfliktlösungsverfahren im Falle von Uneinigkeit. In der gemeinsamen Vereinbarung wird die Collaboration auf drei Planungshorizonte (langfristige, mittelfristige und kurzfristige) angewendet. Danach können ein Lieferant und ein Kunde ihre collaborativen Planungsprozesse miteinander abgleichen, indem sie ihre korrespondierenden lokal domain Planungsprozesse verbinden. Die Abbildung 13 zeigt die langfristige, mittelfristige und kurzfristige Collaboration der Zusammenarbeit. Die erzeugten Pläne müssen anschließend lokal disaggregiert werden.
Abb. 13: Langfristige, mittelfristige und kurzfristige Zusammenarbeit125
Wie bereits erwähnt, deckt eine Collaboration einen bestimmten Zeithorizont ab. Dieser Horizont wird gewöhnlich in verschiedene Zeitphasen unterteilt, die jeweils ein bestimmtes Maß an Entscheidungsflexibilität bieten. (siehe Abbildung 14)
Die Vergangenheitswerte zeigen Tatsachen in einer Collaboration auf, wie etwa bestellte und gelieferte Mengen, Lagermengen, etc., auf diesen Tatsachen aufbauend beruht die Planung der zukünftigen Entwicklung einer Collaboration. Die eingefrorene Phase deckt den nächsten Zeitraum ab, zum Beispiel die nächsten vier Wochen. In diesem Zeithorizont ist der Plan zur Abwicklung fixiert. Während der Festlegungsphase wird der Plan nachgeprüft und für eine Fixierung freigegeben. Die Länge der Festlegungsphase hängt davon ab, wie lange der Prozess zur Einigung über den Plan dauert. Die Vorschauphase deckt die restliche Zeit des Planungshorizonts ab.126
Abb. 14: Zeitphasen einer Zusammenarbeit127
In der Vereinbarung wird das Rahmenwerk der Collaboration aufgebaut. Die Vereinbarung besteht aus einem Management-Konsens zur vertrauenswürdigen Kooperationen sowie einer Definition vom gemeinsamen Zielen, Objekten und Erfolgskennzahlen.
2. Lokale Planung
Der Planer organisiert seine zukünftigen Aktivitäten in einem local planning domain Plan, der die vorliegende lokale Planungssituation, seine individuelle Funktion, aktuelle interne Informationen, Prozess-Know-how und Annahmen über Umfeld Entwicklungen in Betracht zieht.128 In einem Entscheidungsprozess werden mehrere Pläne entworfen, evaluiert und objektiv eingestuft, um schlussendlich den besten Plan umsetzen zu können.
3. Planungsaustausch
Der Planungsaustausch ist der Startpunkt für die Verhandlungen und ist dabei im höchsten Maße sensibel. Die Partner beabsichtigen mit dem Austausch der Informationen die Planungsgenauigkeit zu erhöhen. In der Vereinbarungsphase einer Collaboration werden Objekte definiert, wie etwa bestimmte Produkte über die Daten ausgetauscht werden.129 Die Quellen für die Daten können etwa Transaktionsdaten von Lieferanten und Kunden sein, die in einem ERP-System gehalten werden. Es können auch Daten eines APS-Systems ausgetauscht werden, wie etwa der prognostizierte Bedarf oder Liefervereinbarungen. Der Austausch der Daten wird über Workflows definiert und die Übertragungsart festgelegt.
4. Verhandlungen und Umgang mit Ausnahmesituationen
Der Informationsaustausch erfolgt unter den im Voraus festgelegten Bedingungen und Vereinbarungen der Zusammenarbeit. Eine derartige Vorgangsweise ermöglicht es den Partnern, die Effizienz der Zielerreichung zu messen und einen Überblick über den Planungsstand zu erhalten. Abweichungen von einer bestimmten Messgröße müssen einen Prozess auslösen, der den Prozess wieder verbessert oder eine Ausnahme zulässt.130 Bei einer Abweichung wird ein Verhandlungsprozess zwischen den Partnern initiiert, mit dem Ziel, entweder eine gemeinsame Abgleichung der Pläne zu erreichen oder das erwünschte Verhalten der Supply Chain zu erzielen. (z. B. weniger Nervosität in der Planung, kein Überreagieren auf kleine Planabweichungen). Sollten gravierende oder strukturelle Änderungen auftreten, so kann an dieser Stelle auch der Verhandlungsprozess beendet werden.
Es müssen Regeln aufgestellt werden, die einen bestimmten Informationsfluss auslösen und somit auf gravierende Planungsprobleme hindeuten. Diese Regeln müssen auf Planungsobjekte bezogen sein, wie Ressourcenengpass oder auf Materialien die eine Verspätung signalisieren.131
5. Plandurchführung
Nachdem der Plan endgültig angepasst und verabschiedet wurde, führt dieser zu Nachschub-, Produktions- und Beschaffungsaufträgen, die dazu dienen, gemeinsame Ziele zu erfüllen. Die Ausführung findet in Transaktionssystemen (z. B. SAP R/3) statt, wo die Aufträge umgesetzt und ausgeführt werden.132
6. Leistungsmessung
Im Rahmen eines rollierenden Planungsprozesses werden zu vereinbarten Zeitpunkten Plan-Ist-Vergleiche durchgeführt, um die Effekte der Zusammenarbeit zu messen. Am ehesten werden die Ergebnisse akzeptiert, wenn es sich um eine Win-Win-Situation handelt.133 Schwieriger wird es, wenn ein Partner bei der Umsetzung des Plans Nachteile hat, so müssen Kompensationen geleistet werden, um die Collaboration aufrechtzuerhalten. Zur Messung werden die Abweichungen zu den lokalen Plänen herangezogen.
Bewertung Collaborative Planning | |
Nutzen | Grenzen und Schwachstellen |
Erhöhte Planungsgenauigkeit
Reduzierte Lagerbestände Gemeinsame Bedarfsplanung Vertrauensbildung für zukünftige Projekte Implementierungskosten halten sich in Grenzen (Softwareunterstützung) Prozesskosten sinken aufgrund gemeinsamer Abstimmungsprozesse |
Bedarf einer guten Vertrauensbasis
Nutzen muss im Voraus erkannt werden können. Commitment der Beteiligten, insbesondere der betroffenen Mitarbeiter. |
Tab. 3: Bewertung Collaborative Planning134
122 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 317.
123 Quelle: Originalgetreu übernommen Kilger et. al. (2010), S. 318.
124 Vgl. Anderson/Narus (2004), S. 25.
125 Quelle: Originalgetreu übernommen Kilger et. al. (2010), S. 318.
126 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 320.
127 Quelle: Originalgetreu übernommen Kilger et. al. (2010), S. 320.
128 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 320.
129 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 320.
130 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 321f.
131 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 322.
132 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 323.
133 Vgl. Kilger et. al. (2010), S. 323.
134 Quelle: Kilger et. al. (2010), S. 317ff. (leicht modifiziert)