Rufen Sie uns einfach an, und wir beraten Sie gerne zu unserem Seminar- und Studienangebot.
Unsere Ansprechpartner:
Michael Rabbat, Dipl.-Kfm.
MBA Chief Operating Officer
Claudia Hardmeier
Kunden-Center
Studienbetreuung
Eine Kostenrechnung kann Antworten auf ganz konkrete Fragen geben. Um die Durchschnittskosten eines bestimmten Kostenträgers (z.B. Departement Chirurgie) in einer vorigen Periode und die Kostendeckung durch die Erlöse zu ermitteln braucht es die klassische Vollkostenrechnung. Fragt man hingegen, ob eine bestimmte Leistung in Zukunft noch angeboten werden soll, so kann die Schlüsselung der Gemein- bzw. Fixkosten auf den Kostenträger zur Annahme führen, dass diese Kosten nach Verlassen der Leistung wegfallen würden. Da jedoch ein großer Teil der Gesamtkosten Fixkosten sind, kann dieses Bild trügen und zu falschen Schlüssen und Entscheidungen führen. In diesen Fällen ist die Teilkostenrechnung überlegen.44 Auch sind die Verrechnungsschlüssel teilweise subjektiv bisweilen willkürlich. Verglichen mit dem Handel oder der Industrie, sind in einem Spital die Gemeinkosten mit bis zu 95% i.d.R. deutlich höher als die Kostenträgereinzelkosten. Dies unterscheidet ein Krankenhaus im wesentlichen von der Industrie und dem Handel, für die die Kostenrechnungsverfahren ursprünglich entwickelt wurden. Somit ist die Vollkostenrechnung im klassischen Sinne ein vergangenheitsorientiertes Verfahren, das keine Entscheidungsunterstützung für die Zukunft bietet. Um abzuschätzen ob eine zusätzliche DRG zur Erweiterung des Leistungsprogramms sich finanziell rechnet, ist das Vollkostenverfahren ungeeignet, da es einen Gewinnzuwachs nach Streichung einer DRG suggeriert, der sich aufgrund des hohen Gemeinkostenanteils jedoch nicht verändert.45 Hierfür muss der Behandlungsprozess in seine Teilprozesse zerlegt werden, die einzeln kalkuliert werden. Im Teilprozess können Gemeinkosten mittels Prozesskostenrechnung jeweils als Einzelkosten gewertet werden. Zudem ist eine Trennung von fixen und variablen Kostenbestandteilen möglich, so dass bei veränderter Auslastung die Kostenermittlung genauer durchführbar ist. Um Kostentreiber bei steigenden Gemeinkosten und Prozessorientierung im Dienstleistungsgewerbe zu ermitteln, wurde dieses Verfahren notwendig. Bei genauerer Kostenzuteilung wird die Transparenz erhöht. Eine globale Schlüsselung von indirekten Kosten in den Endkostenstellen wird stark reduziert. Hierfür müssen die Prozesse jedoch bekannt und in Haupt- (Diagnostik, Therapie, Entlassung) und Teilprozesse (Anlage Krankenblatt, Anamnese) strukturiert sein und mehrmalig auftreten. Somit ist eine adäquate Kalkulation der Fallkosten anhand ähnlicher Behandlungsabläufe entlang einer bestimmten DRG möglich. Ein Teil der Kosten eines Prozesses ist leistungsmengeninduziert und vom Ausmaß des jeweiligen Kostentreibers abhängig. Im Spital können dies die Fallzahl, die Fallschwere, die Dringlichkeit, die Aufenthaltsdauer, die Gerätenutzungszeit oder die Schnitt-Naht-Zeit sein. Für nicht jeden Teilprozess kann ein leistungsmengeninduzierter Kostentreiber bestimmt werden. In den daraus folgenden Kosten pro Teilprozess sind beide Formen enthalten. Die Kosten des Gesamtprozesses errechnen sich als Summe der Kosten der Teilprozesse. Die Qualität der Rechnung ist gut, wenn sich die Kosten der Kostentreiber in ihrem Ausmaß linear zur Menge verhalten. Im Operationssaal konkurrieren diese miteinander, wobei man weiß, dass die Kosten einer Operation mit der Operationszeit aber auch mit Ansteigen der Schweregradstufe (ASA-Klassifikation)46 und Dringlichkeitsstufe steigen. In der Praxis wird mit dem «Zeitverbrauch» i.d.R. eine einfache Maßgröße gewählt. Letztendlich führt jedoch auch die im Vgl. zur Vollkostenrechnung exaktere Prozesskostenrechnung aufgrund Schlüsselung von Gemeinkosten und Zuschlägen von leistungsmengenneutralen Kosten sowie Schätzungen i.R. der Teilprozesse aufgrund mangelnder Dokumentation zu Fehleinschätzungen. Dies erfolgt, sobald Nachfrage und Auslastung von den Vergangenheitswerten abweichen. In der Deckungsbeitragsrechnung werden die Gemeinkosten nicht mehr zugeschlüsselt sondern getrennt erfasst. Die Einzelkosten werden dem Kostenträger vollständig zugerechnet, die Gemeinkosten als Block dem Gesamtunternehmen zugeordnet. Zur Vereinfachung wird in der Praxis meist nur zwischen fixen und variablen Kosten unterschieden. Zur Ermittlung des Deckungsbeitrags werden von den Erlösen eines Produkts die variablen Kosten abgezogen, um den Beitrag des Produkts zur Deckung des Fixkostenblockes zu bestimmen. Die Fixkosten werden nicht auf die einzelnen Leistungseinheiten zugeschlüsselt, sondern von der Summe der Deckungsbeiträge je Produkt abgezogen (Gesamtdeckungsbeitrag). Die Differenz wird als kalkulatorischer Periodenerfolg bezeichnet. Die einstufige Deckungsbeitragsrechnung (Direct Costing) ist stark vereinfacht. Der mehrstufige Spitalbetrieb erfordert insgesamt ein viel differenzierteres Vorgehen. Trotzdem findet dieses Verfahren seine Verwendung um zum Beispiel eine evidenzbasierte Make-or-Buy Entscheidung zu treffen. Ein Beispiel erfolgt in Kapitel 5.8.
Fixkosten Eigenproduktion: und etwaige zusätzliche Kosten im Verhältnis zu Einkaufspreis
44 Steffen Fleßa (2008), S.16
45 Steffen Fleßa (2008), S.124ff
46 Saklad M. (1941), S.281-284 ASA-Score: Anästhesiologischer Score (Graduierung 1-6) zur Beurteilung des allgemeinen Gesundheitsstatus eines Patienten anhand seiner Komorbiditäten