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2.3.1 Ursachen und Auswirkungen der Finanzmarktkrise

Die ex-post Analyse der Finanzmarktkrise zeigt eine Vielzahl von Ursachen. Im Sinne dieser Arbeit soll die Ursachenanalyse der Krise auf die wesentlichen Kernpunkte beschränkt werden, da der Fokus auf die Auswirkungen im Sinne von Risikofaktoren für die Kreditinstitute und den hieraus entstehenden Geschäftsrisiken gelegt werden soll.

Ein Auslöser kann mit der „Subprime-Krise“ des Jahres 2007 diskutiert werden. Im Zusammenhang mit dem vorangetriebenen Handel von verbrieften Kreditforderungen wurden insbesondere in den USA nachrangige Hypothekenkredite, die die Banken an private Kunden herausgereicht hatten, als Finanzderivate weiterverkauft. Die Risiken der Kredite, die den Finanzderivaten zu Grunde lagen, wurden jedoch in der ex-post - Betrachtung von den Investoren, auch vor dem Hintergrund der „AAA“-Ratings der Ratingagenturen für diese Forderungen, unzureichend beachtet. Mit dem Auftreten der Zahlungsschwierigkeiten der Hypothekenschuldner erhöhten sich sprunghaft die Rückzahlungsrisiken der von den Kreditinstituten verbrieften Kreditforderungen. In der Folge reduzierten die Ratingagenturen im Sommer 2007 die Ratings der Papiere zum Teil gleich um mehrer Stufen. In der Folge zogen sich die Investoren aus diesem Markt zurück und der Markt für diese Papiere brach in kurzer Zeit zusammen. Ein Teil der Investoren waren Tochterunternehmen von Banken, die sich über kurzfristige Wertpapiere refinanzierten.

Auch für die Refinanzierungen dieser Zweckgesellschaften standen nun keine Investoren mehr zur Verfügung. Die Muttergesellschaften (Banken) mussten einspringen und zudem Kreditausfälle der bei ihnen verbliebenen Darlehen sowie Wertverluste aus eigenen Wertpapier/Derivate-Beständen verbuchen. In Deutschland war der erste spektakuläre Fall im Spätsommer 2007 die „Beinahe“-Insolvenz der IKB-Bank, die sich am amerikanischen Hypothekenmarkt verspekuliert hatte.

Dieser Kreislauf wirkte weltweit und führte bei vielen Banken, die in diese Art von Wertpapieren investiert hatten, zu Abschreibungen. In der Folge sank die Einschätzung der Kreditwürdigkeit der Banken untereinander. Dies führte dazu, dass die Banken bei ihrer Kreditvergabe untereinander sehr viel vorsichtiger agierten; dieses individuell rationale Verhalten verursachte im Gesamtsystem ein umfassendes Liquiditätsproblem.

Das Liquiditätsproblem verstärkte nun wieder das Kreditwürdigkeitsproblem der Banken untereinander aber auch gegenüber den Kunden. Da sich die zwischenzeitlich als „toxische“ Papiere bezeichneten Wertpapiere in den Bilanzen vieler Banken auch außerhalb der USA befanden, wirkte sich dieser Risikokreislauf auch auf deutsche Banken aus.

Erst mit dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 wurde endgültig deutlich, dass aus einer Krise, die am US-Immobilienmarkt ihren Ausgangspunkt nahm, eine weltweite Finanzkrise geworden war.

Die Auswirkungen dieser Finanzkrise gestalteten sich ganz unterschiedlich. Hinsichtlich der Treiber für neue gesetzliche Regelungen können u.a. folgende Auswirkungen und Faktoren festgehalten werden:

  • „Beinahe“-Insolvenzen deutscher Kreditinstitute, sowohl aus dem Bereich der Landesbanken als auch der „großen“ privatwirtschaftlichen Kreditinstitute.
  • Verabschiedung eines € 500 Mrd.-Programms für Banken in Deutschland im Oktober 2008 für staatliche Stützungseingriffe in Form von Garantien (€ 400 Mrd.) und/oder Eigenkapitaleinschüssen (€ 100 Mrd.) bei Kreditinstitute, die sich nicht mehr am Kapitalmarkt ausreichend mit Liquidität versorgen konnten bzw. Eigenkapitalengpässe aufgrund von Verlusten durch schlagend gewordenen Risiken aufzeigten.
  • Staatliche Garantien (wenn auch nur bis dato mündlich durch die Bundeskanzlerin Angelika Merkel ausgesprochen) für die Einlagen der Kunden bei deutschen Kreditinstituten.
  • Mangelhafte Transparenz insbesondere der Wertpapierprodukte der Kreditinstitute sowie unzureichende Aufklärungs- und Beratungspflichten der Banken gegenüber den Privatkunden.
  • Lücken im Risikomanagement der Kreditinstitute hinsichtlich der Ertragskonzentrationen und der hieraus entstehenden negativen Auswirkungen auf die nachhaltige Rentabilität und Stabilität der Banken sowie Lücken im Liquiditätsrisikomanagement.
  • Bisherige Stresstest-Szenarien prognostizierten tendenziell noch zu positive Extrembelastungsergebnisse.
  • Kurzfristige Erfolgsorientierung im Management führte zu einer Vernachlässigung der langfristigen Unternehmensstabilität und -rentabilität.
  • Lücken in den bankaufsichtsrechtlichen Vorgaben, wie z.B. hinsichtlich der Konsolidierung von Zweckgesellschaften.

Weitere Auswirkungen der Finanzmarktkrise im Hinblick auf die Identifikation vorhandener und zukünftiger Einflussfaktoren auf die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute können für den Finanzplatz Deutschland wie folgt zusammengefasst werden:

  • Verunsicherung der Kunden hinsichtlich ihrer Vermögensanlagen aufgrund der zum Teil enormen Anlageverluste, die u.a. aus den „geplatzten“ Zertifikaten des Emittenten „Lehman Brothers“ sowie den weltweiten Kursrückgängen der Aktienmärkte in 2008 resultierten.
  • Veränderung des Kundenanlageverhaltens von den risikoreicheren Wertpapieranlagen hin zu den risikoärmeren Geldanlagen im Einlagenbereich146 und Rentenpapieren.
  • Der im zweiten Halbjahr 2008 zunächst festzustellende Verlust des Kundenvertrauens in die Stabilität und Verlässlichkeit der durch die Finanzmarktkrise „angeschlagenen“ Banken veränderte sich mit der staatlichen Einlagengarantie und den staatlichen Stützungsmaßnahmen in eine Orientierung der Kunden nach maximaler Einlagenverzinsung ohne rationale Bewertung der Bonitätsrisiken der Banken.
  • Der Rückzug vieler Privatanleger aus den margenstarken strukturierten Kapitalanlageformen wie beispielsweise Zertifikate sowie der Wertverlust der den Bestandserträgen zu Grunde liegenden Vermögenswerte in der Vermögensverwaltung und dem Investmentfondsbereich führte zu Ertragsrückgängen im Provisionsbereich der Banken.
  • Durch die massive und schnelle Reduzierung des EZB-Leitzinssatzes (von 4,25% per 09/2008 auf 1,00% per 05/2009) mit der einhergehenden Reduzierung der Zinssätze in allen kurz-, mittel und langfristigen Zinsbindungen ermäßigten sich die Refinanzierungssätze der Kreditinstitute. In der Folge traten zwei gegenläufige Effekte auf. Zum einen verringerten sich die Margen im Kundeneinlagengeschäft und zum anderen erhöhten sich die Margen im variabel verzinsten Kreditgeschäft.
  • Die rückläufigen Kundenaktivitäten im beratungsintensiven Geschäft, die rückläufigen Erträgen und die schlagend gewordenen Risiken erhöhten den Druck auf Kosteneinsparungen in einer Branche, die stark von Fixkosten geprägt ist.
  • Massive Ertragsrückgänge im Investmentbanking sowie den M&A-Geschäften.
  • Die Finanzmarktkrise fiel mit dem weltweiten Abschwung des konjunkturellen Zyklus zusammen, so dass im weiteren Verlauf rezessive Entwicklungen auch in der deutschen Wirtschaft auftraten. In der Folge hierzu nahm die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ab sowie die Notwendigkeit Kosteneinsparungen, insbesondere im Personalbereich, umzusetzen zu. Gleichzeitig erhöhte sich das Ausfallrisiko im Kreditgeschäft der Banken mit der Zunahme des Insolvenzrisikos der finanzierten Unternehmen.

In der Zusammenfassung muss festgehalten werden, dass im Rahmen der Finanzmarktkrise nahezu alle externen und internen Risikofaktoren für die Geschäftsrisiken anzutreffen waren. So wurde sichtbar, dass auch Banken, die zunächst nicht von der Finanzmarktkrise direkt betroffen waren, neue Risikofaktoren durch die staatlichen Eingriffe und Interventionen, das geänderte Kundenverhalten, die negative Entwicklung an den Finanzmärkten oder auch die rezessiven Auswirkungen in der Wirtschaft zu bewältigen hatten und noch haben.

Mit dem Zusammentreffen der verschiedenen Faktoren wurde erkennbar, dass Kreditinstitute mit einer gut diversifizierten Geschäftsbereichs-, Kunden-, Produkte- und auch Ertragsstruktur einhergehend mit einer flexiblen Kostenstruktur und einer hohen Produktivität und Prozesseffizienz die Auswirkungen der Krise deutlich besser bewältigen konnten, als Kreditinstitute, die in diesen Bereichen Konzentrationen und nicht diversifizierte Portfolien aufzeigten.

Kreditinstitute mit einer nachhaltigen Geschäfts- und Kundenstrategie waren im übrigen weniger stark von den Auswirkungen der Finanzkrise betroffen.

 

146 Unter dem Begriff „Einlagen“ werden die Giro-, Tagesgeld-, Spar- und Terminanlagen der Kunden bei den Banken zusammengefasst.