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2.1 Wissenschaft und wirtschaftliches Wachstum

Eine exzellente Grundlagenforschung trägt wesentlich zur Generierung fundamentaler Innovationen bei, durch die mit größerer Wahrscheinlichkeit Marktneuheiten und höhere Umsatzzahlen erreicht werden. 14 Sie „[...] ist für Unternehmen häufig der entscheidende Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Entwicklung in der Zukunft. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und akademischen Forschern sollte in Deutschland gestärkt werden – nicht nur in Hinblick auf die Anwendungen von heute, sondern mehr noch auf die von morgen und übermorgen.“15

Salter & Martin haben Studien zum Nutzen öffentlich finanzierter Grundlagenforschung evaluiert und kommen zu dem Schluss, dass durch verschiedene direkte und indirekte Effekte ein beachtlicher Nutzen existiert. Dabei ermittelten sie eine Rendite zwischen 20 und 50 %. 16 Insgesamt werden die mit der öffentlichen Forschung verbundenen Kosten durch die positiven wirtschaftlichen Effekte mehr als getragen. Diese Effekte sind umso größer, je intensiver die F&E in einem Land ist: „The free rider approach clearly does not work.“17

Die Grundlagenforschung führt zu verschiedenen Nutzenkategorien, die je nach Forschungsgebiet unterschiedlich ausgeprägt sein können: Dazu gehören die Vergrößerung des Wissensbestandes, die Aus- und Weiterbildung, die Entwicklung neuer Instrumente und Methoden, der Zugang zu den nationalen und internationalen Experten- und Informationsnetzwerken, die Lösung komplexer Probleme sowie mit Einschränkungen Ausgründungen, die oft nur ein geringes Wachstum und hohe Insolvenzquoten aufweisen.18

Der konkrete Beitrag ist in der Regel schwer zu messen, denn das Anwendungspotenzial wissenschaftlicher Entdeckungen zeigt sich meist indirekt und mit erheblicher Zeitverzögerung. Der Wissenschaftler Harald zur Hausen entdeckte z. B. bereits Anfang der 1980er-Jahre, dass ein Zusammenhang zwischen Infektionen mit Papilloma-Viren und Gebärmutterhalskrebs besteht. Für diese Erkenntnis wurde zur Hausen mit dem Nobelpreis für Medizin 2008 ausgezeichnet. Erst seit 2006 ist ein Impfstoff verfügbar, der zuverlässig und sicher vor einer Infektion mit den wichtigsten humanen Papilloma-Viren bzw. vor Gebärmutterhalskrebs schützt.19

Große Forschungszentren wie die der Helmholtz-Gemeinschaft sind ein Anziehungspunkt für internationale Fachleute und Vorreiter, was den Einsatz und die Entwicklung neuer Instrumente und Technologien betrifft. Einmal etabliert, werden diese Verfahren auch von der Industrie verwendet. Zuliefernde Betriebe profitieren zudem von den hohen Anforderungen, die an Forschungsanlagen gestellt werden, da sich langfristig auch die Qualität der eigenen Produkte und Dienstleistungen verbessert. Auf diese Weise können Forschungseinrichtungen eine ganze Region prägen und deren Innovationskompetenz steigern. 20 Regionale Bündnisse („Cluster“) haben in der aktuellen Förderpolitik eine entsprechend große Bedeutung, wobei regionale Nähe vor allem für Aspekte der Ausbildung, Unternehmensgründung und Kooperation mit KMU wesentlich ist.21

Mit der Hightech-Strategie hat die Bundesregierung eine über Ressortgrenzen koordinierte Strategie zur Förderung von Forschung und Innovation implementiert und die Mittel dafür deutlich erhöht. 22 Insgesamt betragen die gesamtwirtschaftlichen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in Deutschland rund 77 Mrd. Euro (2008), was einem Anteil von 2,6 % am Bruttoinlandsprodukt entspricht (2007: 2,54 %). Über zwei Drittel der Aufwendungen werden dabei vom Wirtschaftssektor finanziert, knapp ein Drittel von der öffentlichen Hand. Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass die F&E-Aufwendungen aufgrund der Wirtschaftskrise zunächst nicht weiter steigen werden.23

In den letzten Jahren erhöhten Unternehmen sowohl das Volumen als auch den relativen Anteil ihrer externen F&E-Aufwendungen: von 4,5 Mrd. Euro bzw. 13,4 % im Jahr 1997 auf 11,2 Mrd. Euro bzw. 19,6 % im Jahr 2008. Den größten Anteil davon machten im Jahr 2007 mit 58,8 % Aufträge im privatwirtschaftlichen Bereich aus, während auf die öffentliche Forschung 21,3 % und auf Aufträge an das Ausland 19,9 % entfielen.24

Externes Wissen ist heute eine wesentliche Quelle für Wettbewerbsvorteile in schnell wachsenden Industrien und von zentraler Bedeutung für den Innovationserfolg von Unternehmen. Die Nutzung dieses Wissens kann erheblich schneller und kostengünstiger sein als ein interner Kapazitätsaufbau. Zusätzlich besteht die Chance, das Problem aus einer unabhängigen Position mit neuen Ansätzen heraus bearbeiten zu lassen.25 Treibende Kräfte für den Aufbau strategischer Partnerschaften und die Nutzung von extern generiertem Wissen sind die Konzentration der Unternehmen auf Kernkompetenzen sowie die verringerte Wirtschaftlichkeit der eigenen F&E aufgrund steigender Kosten, zunehmender Spezialisierung und kürzerer Produktlebenszyklen.26

Die Stärken des Innovationsstandorts Deutschland liegen vor allem in traditionell starken Feldern. Transferdefizite gibt es in Bereichen, die z. B. durch Spitzentechnologie, hohe F&E-Intensität, bisher nicht etablierte Wissenschaftsdisziplinen, Entrepreneurship oder extrem starken internationalen Wettbewerb gekennzeichnet sind. So werden F&E-Aufwendungen in Bereichen wie Pharma, Kommunikation und Halbleiter von ausländischen Konzernen auf andere Länder konzentriert und es besteht die Gefahr, dass wichtige Geschäftsfelder und damit hochwertige Arbeitsplätze wegbrechen.27

In der Pharmaindustrie hat sich die F&E-Struktur seit den 1980er-Jahren mit dem Aufkommen der Biotechnologie stark verändert. Mit der Entdeckung krankheitsassoziierter Gene wurden Ergebnisse mit wirtschaftlichem Potenzial häufig direkt aus der Grundlagenforschung übernommen. Die Absorptionsfähigkeit der Pharmaunternehmen für die komplexen lebenswissenschaftlichen Erkenntnisse war aufgrund der Orientierung an chemischen Prozessen zunächst beschränkt. Eine Besonderheit der Lebenswissenschaften gegenüber anderen Disziplinen sind die klinischen Prüfungen, die auf dem Weg zu einer Marktzulassung bestanden werden müssen. Aus diesem Grund ist die Zeitspanne bis zu einer kommerziellen Anwendung meist sehr lang und die Entwicklungskosten sind sehr hoch. Zunehmend wichtiger wird eine personalisierte Medizin, die neue Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit der pharmazeutischen Industrie bietet.28

Die bisher sehr auf Eigenentwicklungen fokussierte Pharmaindustrie öffnet sich zunehmend gegenüber externen Quellen. Denn trotz hoher Investitionen in die eigene F&E mangelt es vielen großen Pharmaunternehmen an aussichtsreichen Produktkandidaten. Zudem setzen viele Unternehmen auf ähnliche Zielstrukturen und Indikationsgebiete. Dieser Me-too-Effekt hat z. B. zu einer großen Produktpalette von Bluthochdruckmedikamenten und zu einer Fokussierung auf onkologische Präparate geführt, während andere Volkskrankheiten vernachlässigt werden.29

 

14 Vgl. Czarnitzki & Rammer (2000, S. 279ff.).
15 Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung Boehringer Ingelheim, zitiert in Stifteverband (2007, S. 33 ).
16 Vgl. Salter & Martin (2001, S. 509, 514ff).
17 Guellec & van Pottelsberghe (2001, S. 12f). Vgl. dazu auch Salter & Martin (2001, S. 526ff.).
18 Vgl. dazu die ausführliche Darstellung bei Salter & Martin (2001, S. 520ff.).
19 Vgl. Deutsches Krebsforschungszentrum (2009).
20 Vgl. Anonymus (1985, S. 284).
21 Vgl. Stifterverband (2007, S. 75ff.).
22 Vgl. BMBF (2006a).
23 Vgl. EFI (2010, S. 37); Rammer et al. (2010, S. 5); Wissenschaftsstatistik gGmbH (2010, S. 1ff.).
24 Vgl. Wissenschaftsstatistik gGmbH (2009, S. 8ff., 31).
25 Vgl. Cohen & Levinthal (1990, S. 128); Czarnitzki & Rammer (2000, S. 271); Huston & Sakkab (2006, S. 60f.); Prahalad & Hamel (1990, S. 81); Rammer et al. (2000, S. 283); Reinhard (2000a, S. 247); Rigby & Zook (2002, S. 82); Rotering (1990, S. 23).
26 Vgl. Pleschak (2002, S. 1); Prahalad & Hamel (1990); Reinhard (2001, S. 32).
27 Vgl. EFI (2010, S. 39, 46).
28 Vgl. Carlsson et al. (2007, S. 35); Levin (2001, S. 109f.); Wissenschaftsrat (2007a, S. 15, 22).
29 Vgl. Levin (2001, S. 110f.).