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Studienbetreuung
In der Literatur finden sich in einer Reihe von Studien viele direkte und indirekte Hinweise auf Faktoren, die sich negativ oder positiv auf Erfolge im Technologietransfer auswirken können.113 Aus der Meta-Analyse dieser Studien resultiert eine Liste kritischer Erfolgsfaktoren, die in vier Merkmalskomplexen zusammengefasst werden: Erfindungsqualität, Innovationshaltung, Transferqualität und Beziehungsqualität. Einige Kriterien werden in der Expertenbefragung konkretisiert. Zum Merkmalskomplex Erfindungsqualität gehören Kriterien, die Qualität und Nutzen einer Erfindung bestimmen (vgl.Tab. 6). Die Chancen für einen Transfererfolg erhöhen sich, wenn zwischen Transfer-Geber und -Nehmer ein guter strategischer Fit besteht. Erfolgsfaktoren sind gute wissenschaftliche Qualität, Vorteile für den Transfer-Nehmer, hohe Innovationsreife und hoher Innovationsgrad, Kompatibilität des Nutzens mit den Bedürfnissen eines Unternehmens sowie vorhandene Schutzrechte.
Erfolgsfaktor | Erläuterung |
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Wissenschaftliche Qualität | Eine hohe Qualität der Forschung wirkt sich positiv auf die Reputation aus und erhöht die Bereitschaft von Unternehmen, mit einer Forschungseinrichtung zusammenzuarbeiten. |
Vorteilhaftigkeit | Ausmaß, in dem eine Erfindung zu Alternativen über eine hohe technologische Leistungsfähigkeit verfügt und die Erlös- und Kostenstruktur für den Transfer-Nehmer verbessern kann. |
Innovationsreife | Ausmaß, in dem Erfindungen noch zeit- und kostenintensive Entwicklungsarbeiten bis zur Marktreife benötigen. Je geringer die Innovationsreife ist, desto größer ist das Risiko. |
Innovationsgrad | Neuigkeitsgrad der angestrebten Innovation (inkrementell bis fundamental). |
Kompatibilität | Übereinstimmung zwischen der Erfindung und den Anforderungen und Bedürfnissen des Transfer-Nehmers, z. B. Schnittstellen zu bereits vorhandenen Technologien im Unternehmen. |
Schutzrechte | In den Lebenswissenschaften bildet ein umfassender Patentschutz eine wesentliche Voraussetzung für eine spätere ökonomische Verwertung. |
Tabelle 6: Erfindungsqualität als Erfolgsfaktor für den Techologietransfer
Zum Merkmalskomplex Transferqualität gehören vor allem strukturelle Erfolgsfaktoren (vgl. Tab. 7). Wenn Strukturen gut ineinandergreifen und sich komplementär ergänzen, besteht ein guter struktureller Fit, der sich positiv auf die Transferchancen auswirkt. Relevante Kriterien sind ausreichende Informationen, das Zusammenbringen der richtigen Ansprechpartner, Erstellung von Rahmenverträgen, die Sicherstellung von Geheimhaltungsvorgaben sowie Auftreten, Flexibilität und Projektmanagement.
Der Merkmalskomplex Innovationshaltung umfasst Kriterien, die das Umfeld für den Technologietransfer charakterisieren (vgl. Tab. 8). Die Chancen auf erfolgreiche Transferprojekte erhöhen sich, wenn ein guter kultureller Fit besteht und eine positive Innovationshaltung auf beiden Seiten eine intensive Zusammenarbeit fördert. Bestimmungsfaktoren sind die Risikobereitschaft der Unternehmen, die gegenseitige Bereitschaft zur Zusammenarbeit, Absorptionsfähigkeit und Finanzkraft sowie der Grad der Nutzenorientierung der Transferstellen.
Erfolgsfaktor | Erläuterung |
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Ausreichende Information | Es bestehen gegenseitige Informationsdefizite. Forschungseinrichtungen wissen wenig über den Technologiebedarf der Unternehmen. Die Unternehmen kennen nicht die Kompetenzen und Leistungspotenziale der öffentlichen Forschungseinrichtungen. Häufig unterbleibt eine Informationssuche, weil die Chancen als gering eingeschätzt werden, geeignete Partner zu finden oder weil der Aufwand für die Informationssuche zu hoch scheint. |
„Matching“ der Ansprechpartner | Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben Schwierigkeiten, die jeweils richtigen Ansprechpartner zu finden. Negativ wirken sich zudem häufige Personalwechsel auf beiden Seiten aus. Viele Unternehmen greifen daher häufig auf die bereits bekannten Verbindungen zurück und suchen nicht aktiv nach neuen Forschungspartnern. Daher wirken sich bestehende Geschäftsbeziehungen günstig auf die Transferchancen aus. |
Rahmenverträge | Sowohl Unternehmen als auch Forschungseinrichtungen kritisieren, dass Verhandlungen über Verwertungsrechte langwierig und schwierig sind. Zudem erfordern unterschiedliche Einzelverträge einen hohen Abstimmungsaufwand, der durch Rahmenvereinbarungen verringert wird. |
Geheimhaltung | Vertraulichkeit und Geheimhaltungsvorgaben müssen sichergestellt werden, selbst wenn z. B. Förderrichtlinien der öffentlichen Hand eine intensive Öffentlichkeitsarbeit verlangen. Viele Unternehmen befürchten einen Know-how-Abfluss und den Verlust von Wettbewerbsvorteilen. Sie lassen eher ein Projekt scheitern, als dass die Konkurrenz wichtige Informationen erhält. Forschungseinrichtungen befürchten einen Interessenskonflikt zwischen Publikationspflicht und Geheimhaltungsinteressen. |
Auftreten | Untersuchungen zum Service-Design zeigen, dass auch Sprache und Kleidung die Wahrnehmung einer Serviceleistung beeinflussen können. Der Effekt liegt vor allem in der Vertrauensbildung und trifft auch auf anspruchsvolle Dienstleistungen zu. Zum Auftreten gehört auch das Umfeld einer Dienstleistung, z. B. Präsentationsunterlagen oder der Markenauftritt. |
Projektmanagement | Kooperationen benötigen ein sehr gutes Projektmanagement, das auf beiden Seiten oftmals unzureichend ist. Kritisiert wird bei Forschungseinrichtungen zudem mangelnde Termintreue. |
Flexibilität | Der Technologietransfer wird durch geringe Handlungsspielräume behindert. Barrieren in öffentlichen Forschungseinrichtungen sind z. B. bürokratische Strukturen und das öffentliche Dienstrecht, in Unternehmen z. B. aufwendige Controlling-Systeme. |
Tabelle 7: Transferqualität als Erfolgsfaktor für den Technologietransfer
Erfolgsfaktor | Erläuterung |
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Risikobereitschaft | Bei geringer Absorptionsfähigkeit und fehlenden systematischen Ideenfindungs- und Entscheidungsprozessen scheuen viele Unternehmen das Risiko, in Technologien mit geringer Innovationsreife zu investieren. Im Gesundheitsbereich steigen Pharmaunternehmen häufig erst ein, wenn ein Medikament bereits die Phase II der klinischen Prüfung bestanden hat. |
Bereitschaft zur Zusammenarbeit | Forschungseinrichtungen und Unternehmen kritisieren jeweils die geringe Bereitschaft zur Zusammenarbeit, die häufig an fehlenden Anreizen liegt. Hemmend wirkt sich in Forschungseinrichtungen vor allem die geringe Relevanz des Technologietransfers für die wissenschaftliche Karriere aus. In Unternehmen fehlt häufig eine Strategie für nachhaltige strategische Partnerschaften mit der Wissenschaft. Kritisch ist auch eine in der Pharmaindustrie ausgeprägte pauschale Ablehnung der Zusammenarbeit mit externen Forschern („Not-invented-here“-Syndrom), da jede externe Idee mit den hausinternen Projekten um finanzielle Ressourcen konkurriert. Dazu kommt die Befürchtung, dass Eigenentwicklungen durch die Absorption externen Wissens gehemmt werden. |
Absorptionsfähigkeit und Finanzkraft | Eine Transferbarriere ist der Mangel an Fachpersonal, Infrastruktur- und F&E-Kapazitäten sowie Zeit und zu geringen Mitteln für die Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen. Bei Unternehmen wirkt sich das z. B. negativ auf die die Absorptionsfähigkeit und die Bereitschaft zur Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen aus. |
Orientierung am Nutzen | Kritisiert wird ein überholtes Transferkonzept, dass sich an Technologien statt am Nutzen für die Unternehmen orientiert. Zudem ist die Kundenorientierung bei den Forschungseinrichtungen häufig gering ausgeprägt. |
Tabelle 8: Innovationshaltung als Erfolgsfaktor für den Technologietransfer
Erfolgsfaktor | Erläuterung |
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Vertrauen | Ein tragfähiges Vertrauensverhältnis ist für eine inter-organisationale Zusammenarbeit wesentlich. Vertrauen erleichtert die Initiierung und Vertiefung von Geschäftsbeziehungen. So befürchten Forschungseinrichtungen z. B., dass Unternehmen keinen angemessenen Interessensausgleich anstreben und zu stark auf Kosten fokussiert sind. Auch Unternehmen sind misstrauisch und bemängeln z. B. eine überzogene Drittmittelsucht der Forscher, die kein Interesse an den Problemen und Fragestellungen der Unternehmen haben und diese nur als Fördermitteltopf und zur persönlichen Bereicherung betrachten. |
Verständnis | Es mangelt an glaubwürdigen Vermittlern, die in der Lage sind, die spezifischen Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken von Forschungsergebnissen verständlich zu erklären. Häufig besteht auch ein unterschiedliches Verständnis von Fachbegriffen. |
Kulturelle Kluft | Öffentliche Forschung und Unternehmen haben unterschiedliche Aufgaben. Die sich daraus ergebende mentalitätsbedingte Distanz kann dazu führen, dass das Verständnis für die Arbeitsweise der jeweils anderen Seite gering ausgeprägt ist und Berührungsängste bestehen. Nur wenige Mitarbeiter können sich sicher in beiden Umgebungen bewegen. Forschungseinrichtungen kritisieren die sprunghaften Anforderungen der Unternehmen und in Großunternehmen die Bürokratie, während Unternehmen die zeitraubenden und unberechenbaren Entscheidungsprozesse sowie die „Trägheit“ in der öffentlichen Forschung, die zu große Autonomie einzelner Bereiche, praxisferne Vorstellungen und einen Mangel an Zielorientierung adressieren. Besonders große Berührungsängste bestehen seitens der KMU. |
Commitment | Grundlage einer langfristigen, loyalen Zusammenarbeit ist eine innere Verpflichtung beider Partner zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Beide Partner tragen aktiv zum Erfolg bei und bekennen sich zur Zusammenarbeit über das aktuelle Projekt hinaus. Einen starken Einfluss auf das Commitment haben Einigkeit und Klarheit bezüglich der Ziele und von Leistung und Gegenleistung. |
Kommunikation | Zeitnahe Kommunikation und offener Informationsaustausch bilden die Basis für eine effektive Zusammenarbeit. Relevante Subkriterien sind die Häufigkeit der Kommunikation, die Qualität der übertragenen Information und die Zufriedenheit mit der Kommunikation. |
Tabelle 9: Beziehungsqualität als Erfolgsfaktor für den Technologietransfer
Zum Merkmalskomplex Beziehungsqualität gehören vor allem Kriterien der persönlichen Ebene (vgl. Tab. 9). Je besser der soziale Fit, desto besser arbeiten die handelnden Personen zusammen. Soziale Interaktionen zwischen den handelnden Personen werden durch gegenseitiges Vertrauen und Verständnis, eine kulturelle Kluft, Commitment und eine offene Kommunikation der beteiligten Personen bestimmt.
113 Vgl. Baaken (2009, S. 48ff.); Gemünden & Walter (1995, S. 974ff.); Gemünden & Walter (1996, S. 237ff.); Gerpott (2005, S. 252ff.); Reinhard (2001, S. 32f., 37f.); Reinhard (2000b, S. 287ff.); Reinhard & Schmalholz (1996, S. 33f.); Rotering (1990, S. 85); Sabisch (2002, S. 20ff.); Shostack (1982, S. 53); Stifterverband (2007, S. 6, 14, 34ff., 70, 92ff., 103ff., 113ff.); Walter (2003, S. 228ff.); Wissenschaftsrat (2007a, S. 31f.); Wissenschaftsrat (2007b, S. 41ff., 68ff.). Nicht aufgeführt als Quelle sind kleinere, indirekte Hinweise, die erst durch Aggregation zu Erfolgsfaktoren wurden.