Rufen Sie uns einfach an, und wir beraten Sie gerne zu unserem Seminar- und Studienangebot.
Unsere Ansprechpartner:
Michael Rabbat, Dipl.-Kfm.
MBA Chief Operating Officer
Claudia Hardmeier
Kunden-Center
Studienbetreuung
Erfolgreicher Transfer bedarf einer systematischen Marktforschung, um für ein Projekt mit großem Nutzenpotenzial genau den richtigen Partner aus der Wirtschaft zu identifizieren und diesem ein maßgeschneidertes Angebot machen zu können. Die Suche nach geeigneten Partnern ist ein komplexes Unterfangen, das gute Branchenkenntnisse erfordert. Mit dem Kundenportfolio erhält das Management dazu ein geeignetes Instrument, das für jedes Forschungsprojekt erstellt werden muss. Erfolg versprechend sind vor allem komplementäre Kooperationen, bei denen die Forschungsleistungen und die Bedürfnisse der Unternehmen in technologischer, strategischer und kultureller Sicht übereinstimmen und zu einer „Win-win“-Situation führen können.123
Beim Kundenportfolio werden die Achsendimensionen für die externen Einflusskräfte als Kundenattraktivität und für die internen Stärken und Schwächen als relative Wettbewerbsposition bezeichnet.124 Mit der Dimension relative Wettbewerbsposition auf der x-Achse wird die Vorteilhaftigkeit einer Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum im Vergleich zu anderen Einrichtungen beurteilt. Für diese Arbeit relevante Kriterien sind die strategische, die technologische und die kulturelle Kompatibilität. Da an kulturellen Unterschieden ein herausragendes Projekt seltener scheitert, wird dieses Kriterium mit 20 % gewichtet, die beiden ersten mit je 40 %. Mit der Dimension Kundenattraktivität auf der y-Achse wird die Attraktivität von Unternehmen für Transferprojekte beurteilt. Relevante Kriterien in dieser Arbeit sind dazu Kompetenzposition, Kooperationshaltung sowie Absorptionsfähigkeit/ Finanzkraft. Aufgrund der großen Bedeutung wird die Kompetenzposition mit 40 % gewichtet, die anderen beiden Kriterien jeweils mit 30 %.
Die Kriterien für beide Dimensionen des Kundenportfolios werden aus den kritischen Erfolgsfaktoren und der Situationsanalyse, insbesondere zu den Innovationsprozessen, abgeleitet. Die Kriterien beider Dimensionen definiert Tab. 16 und die Skalierung zur Beurteilung wird in Tab. 21 im Anhang erläutert.
Auch das Kundenportfolio soll nicht von einzelnen Personen bewertet werden. Aufgrund der in einem Helmholtz-Zentrum kaum vorhandenen Marktexpertise ist diese Tätigkeit jedoch weitgehend auf Mitarbeiter im Umfeld des Technologietransfers beschränkt. Zur Beurteilung der Kundenattraktivität müssen vor allem sekundäre Quellen wie Geschäfts- und Quartalsberichte, Patentdatenbanken, Medienberichterstattung und Internetrecherchen herangezogen werden. Ebenfalls in die Analyse fließen die Verbindungen und Erfahrungswerte der eigenen Mitarbeiter ein. Auch eine Kundenexploration über das Friends & Family-Netzwerk kann wertvolle Hinweise geben. In vielen Fällen wird es darüber hinaus erforderlich sein, für Marktrecherchen spezialisierte Beratungsunternehmen zu engagieren, die über gute Branchenkenntnisse und -verbindungen verfügen. Insbesondere die Recherche nach Kernkompetenzen und zukünftigen Geschäftsfeldern kann sich nicht nur auf Fakten stützen, sondern muss auch Gerüchten und Vermutungen nachgehen. Mangels kritischer Masse ist es aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll, diese Kompetenzen im Helmholtz-Zentrum selbst aufzubauen.
Relative Wettbewerbsposition | |
---|---|
Strategische Kompatibilität | Ausmaß der beiderseitigen Vorteile, die sich aus einer Kooperation ergeben. Z. B. können neue Therapieansätze gleichzeitig drängende medizinische Probleme lösen und einem Unternehmen neue Marktchancen eröffnen oder die Erlös- und Kostenstruktur verbessern. |
Technologische Kompatibilität | Vereinbarkeit der Technologie, Forschungsaktivitäten und Qualität der Mitarbeiter mit den Anforderungen und Bedürfnissen des Unternehmens. |
Kulturelle Kompatibilität | Ähnlichkeit der beiden Unternehmenskulturen, z. B. Führungs-und Kooperationsverhalten, Reaktionszeiten, Wertesystem und Verhalten bei Konflikten. |
Kundenattraktivität | |
Kompetenzposition | Ausmaß der unternehmerischen Kompetenzen und das Synergiepotenzial. Eine große Bedeutung haben wettbewerbsrelevante Kernkompetenzen und Kernprodukte, die Unternehmen in der Regel selbst kontrollieren wollen. Bei hoher eigener Kompetenz und bereits etablierten Produkten besteht zudem das Risiko, dass eine Weiterentwicklung der Forschungsergebnisse verhindert werden soll. Daher ist der Marktführer häufig nicht der optimale Kooperationspartner. In dieses Kriterium geht auch eine hohe Reputation ein, die Kunden zu wichtigen Referenzen macht, selbst wenn das Transfervolumen gering ist. |
Kooperationshaltung | Offenheit des Unternehmens gegenüber Kooperationen mit öffentlichen Forschungseinrichtungen und Fairness im Umgang mit dem Kooperationspartner. |
Absorptionsfähigkeit und Finanzkraft | Fähigkeit eines Unternehmens, den Wert neuer externer Informationen zu erkennen, zu assimilieren und zu nutzen. Aufgrund der hohen Kosten für klinische Prüfungen ist zudem eine ausreichend große Finanzkraft erforderlich. Dabei muss immer die heutige und die zukünftige Markt- und Wettbewerbssituation berücksichtigt werden. Eine relevante Kennzahl zur Beurteilung der Finanzkraft ist die Cashflow-Marge. |
Tabelle 16: Kriterien für das Kundenportfolio
Abbildung 8: Beispielhaftes Kundenportfolio
Auch beim Kundenportfolio werden die Punkte der Kriterien für jeden Kunden addiert und in ein 4-Felder-Portfolio übertragen. Der Kreisdurchmesser visualisiert dabei den Umsatz der Unternehmen.125 Aus der Position im Kundenportfolio lassen sich für verschiedene Kunden Normstrategien ableiten, die dem Management Handlungsempfehlungen geben:
123 Zur Selektion von Partnern vgl. Baaken (2009, S. 44ff.) und Gerpott (2005, S. 258f., 268ff.).
124 Das Vorgehen bei der Erstellung ähnelt dem Nutzenportfolio und wird hier verkürzt dargestellt.
125 Bei einer detaillierteren Analyse sollte neben dem Umsatz der prozentuale Deckungsbeitrag als Kreissegment dargestellt und die wirtschaftliche Situation des potenziellen Kunden ermittelt werden.