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Wettbewerbsvorteile entstehen, wenn eine Sparkasse Teile der Wertkette billiger oder besser als ihre Konkurrenten erledigt, wobei die damit zusammenhängenden Aktivitäten stets im Rahmen der Kompetenzen vollzogen werden.152 Um Wettbewerbsvorteile generieren zu können, müssen demnach die Kompetenzen einer Sparkasse analysiert werden. Als Kompetenzen werden in diesem Zusammenhang
verstanden.153 Ressourcen und Fähigkeiten, die für eine Sparkasse von besonders erfolgskritischer Bedeutung sind, werden als Kernkompetenzen, oder auch als kritische Erfolgsfaktoren bezeichnet. Kernkompetenzen unterscheiden sich von anderen Aktivitäten im Unternehmen dadurch, dass sie Potenziale generieren, die es einer Sparkasse über einen längeren Zeitraum gestatten, diese zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil zu nutzen.154 Kernkompetenzen können Wettbewerbsvorteile verschaffen, wenn sie folgende Bedingungen gleichzeitig erfüllen:155
Mit Hilfe dieser Bedingungen wird auch der Prozess der Identifizierung von Kernkompetenzen erleichtert: Werden für eine einzelne wertschöpfende Tätigkeit oder eine Ressource alle Bedingungen mit „Ja“ bestätigt, so ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es sich dabei um eine Kernkompetenz handelt.156 Zur Beantwortung der Frage, über welche Soll-Kernkompetenzen eine Sparkasse verfügen sollte, eignet sich der Ansatz von HINTERHUBER, der als Kernkompetenzen die kritischen Prozesse bezeichnet, die eine hohe Korrelation mit wichtigen Kriterien der Stakeholder-Zufriedenheit aufweisen.157 Dieser Ansatz fordert demnach Kernkompetenzen zur Nutzenstiftung gegenüber allen Interessensgruppen einer Sparkasse und nicht nur gegenüber der Interessensgruppe Kunden.
In der Analyse der Kompetenzen sind nicht nur die wertkettenspezifischen Aktivitäten einer Sparkasse zu berücksichtigen, sondern auch die Ressourcen, über die eine Sparkasse verfügt. PORTER unterscheidet dabei die folgenden Arten:158
Im Rahmen der sogenannten Skill-Clustering-Analyse wird nun festgestellt, welche Kompetenz-Kombinationen aufgrund ihrer Anwendungshäufigkeit von besonderer Bedeutung für den geschäftlichen Erfolg einer Sparkasse und somit als Kernkompetenz zu bezeichnen sind. So wird beispielsweise die Kombination der Präsenz vor Ort mit dem hohen Qualifikationsniveau der Berater zur Kernkompetenz in Form des stationären Vertriebs.159
Für Festestellung der Kompetenzstärke werden in der Praxis Polaritätsprofile (vgl. Abb. 7) und Scoringverfahren (vgl. Abb. 8) verwendet.160
Kernkompetenzen (eigene Grafik)" class="wp-image-10474 size-full" height="281" src="https://sgbs.ch/wp-content/uploads/Abbildung-7-Polaritatsprofil-zur-Analyse-der-Kernkompetenzen-eigene-Grafik.png" width="504"> Abbildung 7: Polaritätsprofil zur Analyse der Kernkompetenzen (eigene Grafik)
Während das Polaritätsprofil den Vergleich mit den stärksten Konkurrenten ermöglicht, gewährt das Scoringverfahren neben dem Unternehmensvergleich auch den Blick nach innen. So können anhand des Gesamtpotenzials Veränderungen der vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten im Zeitverlauf festgestellt und deren Ursachen analysiert werden.161 Im Anhang ist ein Formular zur Durchführung dieses Prozesses beigefügt.162
Kernkompetenzen (Quelle: Jung 2003, S. 295)" class="wp-image-10475 size-full" height="273" src="https://sgbs.ch/wp-content/uploads/Abbildung-8-Scoringverfahren-fur-die-Analyse-der-Kernkompetenzen-Quelle-Jung-2003-S.-295.png" width="523"> Abbildung 8: Scoringverfahren für die Analyse der Kernkompetenzen (Quelle: Jung 2003, S. 295)
Ergänzend zu diesen Verfahren können die einzelnen Kernkompetenzen in einem Kernkompetenz-Portfolio dargestellt werden (vgl. Abb. 9), welches den Vorteil der Ableitung von Strategien für das Kernkompetenzmanagement bietet.163
Abbildung 9: Kernkompetenz-Portfolio (Quelle: Hinterhuber H. 2011, S. 145)
Das Ergebnis dieses Analyseprozesses ist die Identifikation von strategischen Erfolgspotenzialen, welche sich durch den Einsatz der Kernkompetenzen erschließen lassen und zu einer strategischen Erfolgsposition im Wettbewerb führen.164 Daraus folgt die Forderung nach einer systematischen Analyse und Pflege von vorhandenen, aber auch dem Erkennen und dem Aufbau von neuen Kernkompetenzen. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Kernkompetenzen im Zeitablauf einem Wertverlust unterliegen.165 So ist beispielsweise davon auszugehen, dass der sparkassenspezifische Wettbewerbsvorteil in Form der Präsenz vor Ort mit zunehmender Elektronisierung des Bankgeschäftes an Wert verlieren wird. Demzufolge ist in den Sparkassen ein systematisches Kernkompetenz-Management166 einzurichten, welchem die Aufgabe zukommt,167
Neben diesen Aufgaben sind Kernkompetenzen auch zwingend zum Gegenstand des Controllings zu machen, welches den gesamten Prozess des Kernkompetenzmanagements zu überwachen und zu steuern hat. Der Vergleich von identifizierten Ist-Kompetenzen mit den strategisch erarbeiteten Soll-Kompetenzen soll Abweichungen aufzeigen, die zu korrektiven Maßnahmen in Form einer Konzentration auf andere Kompetenzen oder der Weiterentwicklung bestehender Kompetenzen führen. Ergibt das Controlling, dass die personelle, organisatorische oder technische Allokation der Ressourcen und Fähigkeiten nicht optimal auf die strategische Planung ausgerichtet ist, sind entsprechende Umverteilungen vorzunehmen. Das Controlling liefert auch Hinweise darauf, in welchen Bereichen die Nutzung von Kernkompetenzen unterrepräsentiert ist und somit einer Optimierung der Nutzung bedarf. Schließlich prüft das Kernkompetenz-Controlling, ob der Transfer der Kernkompetenzen in die strategische Planung ausreichend berücksichtigt wurde. Der Anspruch an das Kernkompetenzmanagement ist das Erreichen einer größtmöglichen Differenzierung zu den Wettbewerbern im Bereich der Kosten, der Produktleistungen wie auch der Abwicklungs- bzw. Produktionsverfahren.168 An diesem Anspruch muss sich das Kernkompetenzmanagement einer Sparkasse messen lassen.
152 Vgl. Porter M.: [Wettbewerbsvorteile, Spitzenleistungen erreichen und behaupten (2000)] S. 63
153 Vgl. Hungenberg, H.: [Strategisches Management in Unternehmen (2004)] S. 135
154 Vgl. Bleicher K.: [Das Konzept integriertes Management (2004)] S. 290
155 Vgl. Hinterhuber H.: [Strategische Unternehmensführung, I. Strategisches Denken (2011)] S. 130
156 Vgl. Hinterhuber H.: [Strategische Unternehmensführung, I. Strategisches Denken (2011)] S. 131
157 Vgl. Hinterhuber H.: [Strategische Unternehmens führung, I. Strategisches Denken (2011)] S. 133 f.
158 Vgl. Rose P.: Marketingorientiertes Kernkompetenz-Controlling, in Zerres/Zerres (Hrsg.): [Handbuch Marketing- Controlling (2006)] S. 57
159 Vgl. Rose P.: Marketingorientiertes Kernkompetenz-Controlling, in Zerres/Zerres (Hrsg.): [Ha ndbuch Marketing- Controlling (2006) S. 63 ff.
160 Vgl. Jung H.: [Controlling (2003)] S. 292 ff.
161 Vgl. Hungenberg, H.: [Strategisches Management in Unternehmen (2004)] S. 143
162 Anhang 12
163 Vgl. Hinterhuber H.: [Strategische Unternehmensführung, I. Strategisches Denken (2011)] S. 133 f.
164 Vgl. Bleicher K.: [Das Konzept integriertes Management (2004)] S. 290 f.
165 Vgl. Rose P.: Marketingorientiertes Kernkompetenz-Contro lling, in Zerres/Zerres (Hrsg.): [Handbuch Marketing- Controlling (2006) S. 58
166 Statt des Begriffes „Kernkompetenzmanagement“ wird oft auch der Begriff „Ressourcenmanagement“ verwendet (vgl. beispielsweise Bleicher K.: [Das Konzept integriertes Management (2004)] S. 477)
167 Vgl. Krüger/Homp: [Kernkompetenz-Management (1997)] S. 247 ff.
168 Vgl. Jung H.: [Controlling (2003)] S. 293